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Wissenschaft

Vorstellung der Forschungsgruppe „Care“

Gastbeitrag von Denise Bergold-Caldwell und Bernhard Weicht

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Zum Ende des Semesters hin freuen wir uns euch eine weitere spannende Forschungsgruppe (FG) des Center für Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck vorzustellen: die FG „Care: Relations, Rights & Policies“. Zwei Mitglieder der Forschungsgruppe, Denise Bergold-Caldwell und Bernhard Weicht, erzählen im folgenden Beitrag von ihrer Arbeit und welche Bedeutung diese für den Alltag der Menschen (in Tirol) hat.

Wer seid ihr?

Wir sind die interdisziplinäre Forschungsgruppe Care: Relations, Rights & Policies. Wir kommen aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen und Fakultäten. Ein Schwerpunkt liegt jedoch bei den Sozialwissenschaften, wie der Soziologie, den Wirtschaftswissenschaften, der Politikwissenschaft, der Erziehungswissenschaft, sowie der Sozialen Arbeit. Wir sind offen für weite und breite Fragestellungen, die sich mit dem Thema Care beschäftigen und für alle, die darüber in einen Austausch treten wollen. Es geht uns darum, Care in all seinen Dimensionen zu verstehen (wer kümmert sich um wen, wie lange, warum) und was das alles mit Geschlechterbildern und -verhältnissen und generell mit sozialer Ungleichheit zu tun hat.

Womit beschäftigt ihr euch?

Care ist die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens. Für uns bedeutet Care Vieles: vom alltäglichen Sich um-einander-kümmern, bis zur institutionellen Versorgung, von der täglichen emotionalen und psychischen Belastung der Versorgung bis hin zur Gewalt, die in Careverhältnissen präsent sein kann. Wichtig dabei ist aber auch das Bewusstsein über die positiven und beglückenden Erfahrungen, die aus Carebeziehungen erwachsen können. Wir widmen uns verschiedenen Fragestellungen rund um Care und arbeiten beispielsweise staatliche Einhegungen und Unterstützungen von Care heraus oder aber auch Einforderungen sozialer Bewegungen rund um das Thema Carearbeit (zum Beispiel gute Versorgung im Alter). Aber auch die Machtdynamiken, die hinter der gesellschaftlichen Verteilung von Care-Arbeit stecken, interessieren uns sehr. Dahinter stehen die Fragen, wer Care-Arbeit erbringt, wer nicht und welche Sorgeregime hergestellt und legitimiert werden.

Was bedeutet eure Arbeit für den Alltag der Menschen (besonders in Tirol)?

Wir untersuchen zum Beispiel historische und aktuelle Strukturen in der Kinder- und Jugendhilfe. Fragen nach dem Potential von lokalen Caring Communities, dem Zusammenspiel von psychischer Gesundheit und Care Verantwortung, der Möglichkeit Sozialer Hilfe oder analysieren Debatten zur Sterbehilfe und ihrer Politisierung. Darüber hinaus spielen theoretische Perspektiven auf Staatlichkeit und Care als auch theoretisch-ethische Fragen zu Care und intersektionaler Ungleichheit eine wichtige Rolle.
Alle Perspektiven betreffen Menschen in Tirol direkt oder indirekt und helfen Angewiesenheit und Care als Grundprinzipien einer Gesellschaft zu verstehen und sie dahingehend zu ändern, dass Care-Aufgaben gerecht verteilt werden und Care unter guten Bedingungen für alle Beteiligten (aus unterschiedlichen Perspektiven) geleistet werden kann.

Woran arbeitet ihr gerade?

Nach der Corona- Krise, die ja auch eine Care-Krise mit besonderem Ausmaß war, arbeiten wir derzeit daran, uns neu zu konstituieren und neu zusammen zu finden. Wir sind gerade damit beschäftigt einen ethisch-politischen Care Begriff in seinen unterschiedlichen Dimensionen zu erarbeiten und diesen praktischen Problemfeldern gegenüberzustellen.
Was wollt ihr mit eurer Arbeit erreichen?
Care ermöglicht die Grundlage der menschlichen und gesellschaftlichen Existenz. Wir wollen das Thema als notwendige Bedingung des Zusammenlebens im öffentlichen, sowie im akademischen Diskurs präsent halten bzw. in das Blickfeld stellen. Wir wollen außerdem die theoretische und empirische Bedeutung des Care Konzepts für die Geschlechterforschung weiterentwickeln.

Mehr zur Arbeit und den Mitgliedern der FG Care findet ihr auf der Homepage: https://www.uibk.ac.at/geschlechterforschung/forschungsplattform/forschung/care.html

Autor*innen

Denise Bergold-Caldwell arbeitet als Post-Doc am Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck und blickt unter anderem auf Care aus Schwarzer feministischer Perspektive. Bernhard Weicht arbeitet und lehrt am Institut für Soziologie der Universität Innsbruck. Zu seinen Schwerpunkten zählen etwa Pflegearbeit und Migration.

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