Der „Pride Month“ steht vor der Tür. Und damit eine Zeit, in der sich viele Firmen und Institutionen mit Regenbogenfahnen schmücken, Vielfalt zelebrieren und auf Gleichbehandlung hinweisen. Eine Zeit, in der queere Menschen scheinbar sorglos sichtbar sein können. Eine Zeit, in der ich an die „Toiletten-Debatte“ an unserer Uni im Januar1 zurückdenke und mich frage… wäre jetzt nicht ein guter Moment, dieses Thema noch einmal aus der Schublade zu holen und in Ruhe zu klären, warum wir gerade 2023 ganz besonders darüber diskutieren müssen?!
„Universität ist nicht immer einfach – schon gar nicht ihre Geschichte. Hier an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck ist es uns deshalb wichtig, nicht hinzunehmen, was scheinbar schon immer da war, sondern uns zu fragen, welche Rollen unsere Universität in ihrer über 350-jährigen Geschichte schon eingenommen hat. […] Wie verhielt sich die Universität Innsbruck gegenüber Menschen, die diskriminiert wurden – und wie begegnen wir dem heute?“1
Kritische Universitätsgeschichte von Studierenden, für alle
So beginnt der Informationstext des Blogs Div:Inn. Diversity History an der Universität Innsbruck, der im Sommer 2022 in drei Seminaren des Masterstudiengangs Gender, Kultur und Sozialer Wandel entstanden ist. In den Lehrveranstaltungen ging es um Theorien und Geschichte der Geschlechterverhältnisse, hier am Beispiel der Wissenschaften als einem durch soziale Ungleichheiten geprägten System. Die theoretische Lektüre am Semesterbeginn haben Studierende in einem zweiten Schritt in historische Forschungsprojekte einfließen lassen, die nicht als Seminararbeit, sondern als Blogposts präsentiert wurden. Das erfordert Mut zur These, einen weniger akademischen Schreibstil, die Suche nach geeigneten Abbildungen und die Bereitschaft, als studierende, als forschende Person sichtbar zu werden, sich als Wissenschaftler*in (namentlich) an öffentlichen Debatten zu beteiligen.