Verworfene Individuen

Der Begriff des „verworfenes Subjekts“ bezeichnet Individuen, die durch gesellschaftliche Machtstrukturen als „wertlos, abweichend oder unlebbar“ klassifiziert und an die Ränder der sozialen Ordnung gedrängt werden. Aus feministischer und dekolonialer Perspektive ist das „verworfene Subjekt“ ein analytisches Konzept, das auf die systematische Ausgrenzung von Körpern, Identitäten und Leben verweist, die nicht den hegemonialen Normen/mehrheitsgesellschaftlichen Vorstellungen von Geschlecht, Sexualität etc. entsprechen. Verworfene Subjekte sind jene, die durch soziale und politische Mechanismen unsichtbar gemacht oder entmenschlicht werden. Sie befinden sich außerhalb der hegemonialen Vorstellungen von und Identität. So führt Lugones aus einer dekolonialen Perspektive auf, wie das westliche Geschlechterverständnis durch den Kolonialismus exportiert und auf kolonialisierte Bevölkerungen projiziert wurde. Frauen und queere Subjekte im kolonialen Kontext wurden nicht nur marginalisiert, sondern oft gar nicht als „vollständige Subjekte“ anerkannt. Sie wurden zu verworfenen Subjekten, deren Lebensrealität durch die doppelte Matrix von Rassismus und Sexismus geformt wurde. Lugones betont, dass die Widerständigkeit dieser Subjekte jedoch auch alternative epistemische und existenzielle Möglichkeiten eröffnet.